AK-Umwelt zum Informationsbesuch auf dem Luisenhof in Eschau

Fünfzehn Mitglieder des AK Umwelt Aschaffenburg / Miltenberg besuchten den landwirtschaftlichen Betrieb „Luisenhof“ in Eschau. Ebenfalls mit von der Partie waren Landrat Dr. Alexander Legler aus dem Landkreis Aschaffenburg und Eschaus Bürgermeister Gerhard Rüth.

Die Betriebsleiterin Martina Roth und ihr Vater Emil Roth informierten ihre Besucher umfassend über das Bewirtschaftungskonzept, das der Familienbetrieb seit vielen Jahren verfolgt. 130 Hektar Fläche werden bewirtschaftet, jeweils zur Hälfte Grünland und Ackerland.

Auf dem Luisenhof leben 110 Rinder der südfranzösischen Qualitätsfleischrasse „Blonde d’Aquitaine“, zwanzig Duroc-Schweine und fünfzwanzig Bisons in artgerechter Weidehaltung
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Der heutige Trend in der Landwirtschaft geht zu immer kürzeren Produktionsabläufen. In der Massentierhaltung ist eine artgerechte Haltung kaum möglich. Vor allem Fleisch und Wurst werden zu Rekord-Niedrigpreisen verschleudert, welche der Weltmarkt bestimmt. Landwirte und Verbraucher vergessen bei dieser Tierhaltung, dass es sich um Lebewesen handelt, die ein Recht auf eine artgerechte Haltung haben, so Martina Roth. Diesem allgemeinen Trend folgt der Luisenhof nicht und hat seine Nische 2010 in der Direktvermarktung gefunden.

Auf die Frage des Arbeitskreises: „Was ist Ihr Erfolgsrezept?“, antwortete Emil Roth: „Man muss anders sein als die anderen Anbieter, man muss sich abheben mit seinen Produkten und den Kunden qualitativ hochwertige Ware bieten.“

Bei der Besichtigung der Ställe und Weiden konnte sich der Arbeitskreis davon überzeugen, dass die Philosophie nicht nur auf der Webseite des Luisenhofes steht, sondern tatsächlich gelebt wird. Der Luisenhof betreibt bei den Rindern eine Mutterkuhhaltung in Familienverbänden, der Deckbulle läuft mit in der Herde und sorgt auf natürliche Weise für Nachwuchs.

Im Sommer sind die Tiere auf der Weide, im Winter in Lauf- und Offenställen auf Stroh untergebracht. Die Bisons sind ganzjährig auf der Weide und die Schweine tagsüber im Freigehege und nachts im geräumigen Stall. Das Futter für alle Tiere wird selbst angebaut und ist frei von Gentechnik.

Im Jahr 2019 baute Martina Roth ein modernes neues Schlachthaus auf dem Luisenhof. Seitdem werden die Tiere ohne lange Transportwege stress- und angstfrei geschlachtet, was die Fleischqualität positiv beeinflusst. Martina Roth ist es sehr wichtig, dass es ihren Tieren bis zum Schluss möglichst gut geht. Deswegen hat sie die Schlachtsachkunde erworben und schlachtet selbst mit ihren Metzgern mit und achtet auf die Einhaltung aller Tierschutzrichtlinien.

Durch den Bau des hofeigenen Schlachthauses wollte der Betrieb zudem unabhängig von anderen Schlachtbetrieben werden.

Die Tiere werden auf dem Luisenhof geboren, artgerecht gehalten, und bis in den Tod begleitet, davon konnten sich die Besucher an diesem Vormittag selbst überzeugen.

Der rege Einkaufsbetrieb an diesem Samstag zeugte davon, dass die Produkte gut angenommen und sehr gerne gekauft und verzehrt werden.

Bei einem abschließenden Imbiss mit Rindswürsten vom Luisenhof fragten die Mitglieder des Arbeitskreises, was den Landwirten am meisten zu schaffen macht und was sie sich von der Politik wünschen.

Martina Roth äußerte den Wunsch nach weniger Bürokratie und Vorschriften seitens der Behörden auf Landes- und EU-Ebene. Sehr aufwändig ist zum Beispiel das Führen eines Weidetagebuchs als Teil der neuen Düngeverordnung der EU. Die Umbruchpflicht von Ackerflächen alle fünf Jahre dagegen ist bayerisches Recht.

Diese Umbruchpflicht schreibt unter anderem vor, dass auf Ackerflächen angelegte Grasweiden nach spätestens fünf Jahren umgebrochen werden müssen, um den Status als Ackerfläche zu behalten. So soll verhindert werden, dass die Ackerfläche zu Dauergrünland wird. Für den Landwirt ist dies mit Arbeitsaufwand und Kosten verbunden. Außerdem geht durch den Umbruch wertvolle Futterfläche für die Tiere verloren und das im Boden gebundene CO2 wird in die Atmosphäre freigesetzt. Vor dem Hintergrund der CO2-Diskussion ist dies kontraproduktiv. Sinnvoller wäre es, auf den Umbruch zu verzichten und den Status als Ackerfläche trotzdem beizubehalten.

Um der Massentierhaltung in riesigen Ställen entgegen zu wirken, solle bei der EU- Einkommensförderung für Landwirte die Menge der Tiere mit der Größe der jeweils bewirtschafteten Fläche gekoppelt werden. Dies würde zu mehr Gerechtigkeit führen und auch die kleineren und mittleren Betriebe würden dann stärker von der Förderung profitieren. „So kann der Massentierhaltung auf engsten Raum zum Wohl der Tiere entgegengewirkt werden“, erklärte Martina Roth weiter.

Auch das Biosphärenreservat Spessart wurde thematisiert. Die Mitglieder des Arbeitskreises interessierte die Frage, wie die Betreiber des Luisenhofs dazu stehen und ob sie dies eher als Chance für die Vermarktung ihrer Produkte mit einem neuen Label sehen oder ob sie eher Nachteile befürchten.
Martina Roth sieht durch das Biosphärenreservat Vorteile bei der Vermarktung der Produkte. Sorgen bereitet ihr aber die damit vielleicht einhergehenden weiteren Vorschriften.

Landrat Alexander Legler, der sich intensiv mit dem Biosphärenreservat beschäftigt, konnte Martina Roth dahingehend beruhigen, dass es für den Luisenhof keine neuen Vorschriften oder Einschränkungen geben wird. Die Vermarktung der Produkte in einem Biosphärenreservat Spessart unter einem neuen Label beurteilt auch der Landrat als positiven Effekt.

Zum Abschluss bedankte sich der Vorsitzende des Arbeitskreises Umwelt Peter Wolf für die beeindruckende Führung über den Hof, die fachkundigen Informationen aus erster Hand, die die Besucher während der Begehung erhalten hatten, und die abschließende rege Diskussion sowie die Beantwortung aller Fragen.

Die Mitglieder des AK-Umwelt nahmen viele positive Eindrücke von diesem Austausch mit nach Hause. Viele nutzten die Gelegenheit und kauften noch im Hofladen hervorragendes Fleisch aus artgerechter Tierhaltung ein.

Peter Wolf, AKU-Vorsitzender